Kreditvergleich: Was der effektive Jahreszins aussagt und was nicht

Wer heute einen Kredit aufnehmen möchte, nutzt im Regelfall vorher einen Online-Kreditvergleich, um am Ende die tatsächlich günstigen Angebote identifizieren zu können. Dabei wird stets die Wichtigkeit des effektiven Jahreszinses als echtes Kostenmaß betont. Doch was bedeutet der effektives Jahreszins eigentlich? Welche Aussagekraft hat er und wo liegen die Grenzen?

Abbildung 1: Wie teuer ist ein Kredit? Der effektive Jahreszins gilt als ein gutes Kostenmaß. Bildquelle: @ Markus Spiske / Unsplash.com

Was ist der effektive Jahreszins?

Der effektive Jahreszins soll in der Theorie den Zinssatz ausdrücken, der tatsächlich alle Kosten einer Finanzierung beinhaltet

Hierzulande ist daraus mittlerweile ein Rechtsbegriff geworden, der vom Gesetzgeber in §6 der Preisangabenverordnung (PangV) genau definiert wird. Dabei stellt sich zunächst die Frage, warum das nötig ist und warum es überhaupt mehrere Zinssätze gibt.

Gebundener Sollzins vs. effektiver Jahreszins: Wo liegen die Unterschiede?

Die Unterscheidung zwischen gebundenem Sollzins (oft auch einfach nur Sollzins) und dem effektiven Jahreszins ergibt sich aus einer wichtigen Unterscheidung:

  • Sollzins: Der Anteil des Darlehensbetrags, den der Kreditnehmer als Zinsen berechnet.
  • Effektiver Jahreszins: Die Kosten, die bei der Darlehensaufnahme auf den Kunden zukommen.

Daraus ergibt sich zwangsläufig die Tatsache, dass der Sollzins Teil des effektiven Jahreszinses ist. Darüber hinaus umfasst dieser jedoch noch weitere Kostenaspekte, die Banken in der Vergangenheit durchaus berechnet haben:

  • Kontoführungsgebühren für das Kreditkonto
  • Eventuell ein Disagio (eher bei Baufinanzierungen)
  • Schätzkosten (bei Baufinanzierungen)

Immer wenn bestimmte Nebenkosten sich nicht durch den Kreditnehmer umgehen lassen, müssen sie im effektiven Jahreszins berücksichtigt werden. Aus diesem Grund werden die Kosten einer Restschuldversicherung oftmals nicht mit eingerechnet, weil diese wie eine etwaige selbst ausgewählte Sondertilgungsoption nicht zwangsläufig abgeschlossen werden muss. Sollte eine Bank hingegen den gleichzeitigen Abschluss einer Restschuldversicherung verlangen, muss sie deren Kosten auch in den effektiven Jahreszins aufnehmen.

Welchen Zweck erfüllt der effektive Jahreszins?

Der effektive Jahreszins soll Verbrauchern die Auswahl eines Kredits einfacher machen. Grundsätzlich erfüllt er dabei zwei Funktionen:

  1. Einheitlicher Vergleichsmaßstab

Zum einen gilt der effektive Jahreszins als einheitlicher Vergleichsmaßstab. Vergleicht ein Interessent also den effektiven Jahreszins von zwei Kreditangeboten, bedeutet ein niedrigerer Zinssatz tatsächlich auch geringere Kosten. Somit steigert der effektive Jahreszins die Aussagekraft von Vergleichsmöglichkeiten erheblich.

  1. Schutz vor versteckten Kosten

Bevor der effektive Jahreszins als verpflichtende Preisangabe für Kredite galt, war es für Banken sehr leicht, Darlehen mit versteckten Kosten anzubieten. Dies funktioniert so:

  • Der Sollzins wird möglichst stark gesenkt
  • Dafür fallen hohe (versteckte) Zusatzgebühren an

Unter dem Strich sehen Kunden dann aber auch nur die verhältnismäßig niedrigen Zinsen, zahlen am Ende aber eventuell mehr als bei einem Angebot mit höherem Zinssatz ohne Nebenkosten. Durch den effektiven Jahreszins wird eine solche Praxis erheblich erschwert.

Somit bietet der effektive Jahreszins im Bereich der Darlehen also die Möglichkeit, Kredite gute zu vergleichen und sich am Ende für die günstigste Finanzierung zu entscheiden.

Wo stößt der effektive Jahreszins an seine Grenzen?

Die Theorie in Bezug auf den Effektivzins klingt einfach: Kredite vergleichen und einfach das Angebot mit dem günstigsten Zinssatz auswählen. Leider zeigt sich in der Praxis, dass dies am Ende nicht zwingend zu den geringsten Kreditkosten führt. Der Grund liegt darin, dass die angegebenen Zinssätze oft nur Beispiele sind. Wie teuer ein Kredit im Einzelfall letztlich ausfällt, hängt zu einem nicht unerheblichen Teil auch von der persönlichen Bonität ab.

Die Bonität wird dabei folgendermaßen bemessen:

  • Wirtschaftliche Faktoren: Hier geht es um die Frage: Wie viel Geld steht monatlich für die Tilgung des Darlehens zur Verfügung? Aus diesem Grund müssen die Kreditanbieter sich über das Einkommen potenzieller Kreditinteressenten informieren. 
  • Zahlungsverhalten: Darüber hinaus wird auch die Zuverlässigkeit in Bezug auf die Einhaltung von Verpflichtungen geprüft. Dies geschieht normalerweise in Form einer Bonitätsauskunft bei bekannten Auskunfteien wie der SCHUFA. Negativmerkmale können hier durchaus zu einem K.o.-Kriterium werden. Doch selbst, wenn dies nicht der Fall ist, sorgt ein eher schwaches Scoring dafür, dass die Finanzierung teurer wird. Ein höheres Ausfallrisiko lassen sich Finanzinstitute nämlich durch höhere Zinsen vergüten.

Wie lassen sich die Angebote noch zielgerichteter vergleichen?

Wenn der effektive Jahreszins zwar aussagekräftiger ist als der Sollzins, aber durch „Werbezinssätze“ das Bild verzerrt wird, stellt sich die Frage, was Verbraucher tun können. 

Auch hier hat der Gesetzgeber Abhilfe geschaffen. In §6a PangV wurde festgelegt, dass eine Bank bei Werbung für Krediten stets ein sogenanntes repräsentatives Beispiel anzugeben hat. Der dort angewendete Zinssatz ist dabei so zu wählen, dass er in Bezug auf die Bonität für durchschnittlich zwei Drittel aller Kunden realistisch erscheint.

Dazu wird oft eine Zinsspanne (von x,xx bis x,xx Prozent) angegeben. Der beste Zinssatz gilt dabei für Modellkunden mit perfekter Bonität, während der höchste Zinssatz für Kunden gedacht ist, die gerade so noch ein Darlehen erhalten. Leider muss die Mitte der Zinsspanne nicht unbedingt auch den Zinssatz für Kunden mit durchschnittlicher Bonität bedeuten. Der Zinssatz aus dem repräsentativen Beispiel zeigt jedoch ungefähr die Mitte an und ist deshalb eine durchaus annehmbare Planungsgröße. Wer also Kredite vergleicht, sollte sich die Beispielrechnungen stets genauer anschauen und kann so am Ende viel Geld sparen.

Abbildung 2: Wer das repräsentative Beispiel checkt, erhält ein grobes Bild der durchschnittlichen effektiven Kreditkosten. Bildquelle: @ Mari Helin / Unsplash.com

Der effektive Jahreszins als Entscheidungshilfe bei der Kreditwahl

Ein genauerer Blick auf den Kreditmarkt zeigt, dass Kreditvergleiche mittlerweile das Maß aller Dinge bei der Auswahleines Anbieters sind. Dies liegt nicht zuletzt am effektiven Jahreszins, der sich als gutes Kostenmaß etabliert hat. Durch die rechtliche Festlegung, wie der effektive Jahreszins zu bestimmen ist, erhalten Verbraucher Klarheit über die Konditionen einer Bank und die Angebote werden vergleichbar. 

Trotzdem stößt der effektive Jahreszins spätestens bei den genauen Kosten im Einzelfall an seine Grenzen, weil in Kreditvergleichen zunächst erstmal die jeweils „besten“ Zinssätze im Vordergrund stehen. Diese sind jedoch häufig nur für Personen mit perfekter Bonität zu erreichen. Aus diesem Grund wird es immer wichtiger, die repräsentativen Beispiele der einzelnen Anbieter genau zu checken. Der dort gewählte Zinssatz gibt grob Auskunft über die durchschnittlichen Kosten und erleichtert somit die Entscheidung.     

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